Zwischen Traum und Katastrophe: Was macht ein gutes Liveaboard aus?

1.      Erfahrung Silver Bank

2.      Erfahrung Ägypten

3.      Checkliste

4.      Standards & Überprüfungen

Erfahrung Silver Bank

Februar 2022: Wir gehen an Bord der Sea Hunter im Hafen Ocean World Marina in Cofresi bei Puerto Plata in der Dominikanischen Republik. Ein Stahlschiff mit 36 Metern Länge, welches ursprünglich als kommerzielles Tauchunterstützungsfahrzeug für die Ölindustrie Im Golf von Mexiko gebaut wurde. Es ist ein umfassend umgebautes, robustes und gut ausgestattetes Schiff. Wir hatten nicht mit so einem großen Schiff für die ca. 8 stündige Überfahrt auf die Silver Bank gerechnet, bei der wir mit Buckelwalen schnorcheln wollen. Es wird ein Erlebnis, das mich für immer prägt, denn: „Den ersten Wal vergisst Du nie“.

Wir haben kompetente Ansprechpartner und Tour Guides: Captain Gene Flipse, der die Tour in die Silver Bank seit 20 Jahren anbietet, Jeff Pantukhoff, der Whaleman mit jahrzehntelanger Erfahrung an Whale Watching touren mit Grauwalen, Buckelwalen und Vorsitzender der Non-For-Profit Organisation Whaleman Foundation sowie die Meeresbiologin Catherine. Das Schiff ist komfortabel ausgestattet: 10 klimatisierte Kabinen mit eigenem Bad für bis zu 20 Gäste, täglicher Reinigungsservice, einem grossen Gemeinschaftsbereich (Wohnzimmer) und einem Sonnendeck für den Sundowner. Das Essen ist abwechslungsreich, international mit Fisch, Fleisch und einer guten Auswahl für Vegetarierer. Das Personal und die Küche reagiert flexibel auf unsere Sonderwünsche. Angekommen auf der Silver Bank, einem der wenigen Orte weltweit, wo man Buckelwale beim Balzverhalten auch unterhalb der Wasseroberfläche beobachten kann, gehen wir jeden Morgen und Nachmittag jeweils 3 Stunden mit 2 Gruppen auf Walbeobachtung mit 2 motorgetriebenen Hartschalenbooten – und haben zahlreiche Walbegegnungen mit Walkühn mit Ihren Kälbern, „jugendlichen“ Walbullen, die sich miteinander messen und die senioren Walsänger, die Ihre Lieder für die Balzzeit seit Jahren entwickelt haben und kontinuierlich ausbauen.
Direkt am ersten Tag auf See erhalten wir ein ausführliches Bootsbriefing per Powerpoint Folien und eine Begehung zur Besichtigung der Rettungsinseln, Probetragen der Rettungswesten und Lokalisierung der Feuerlöschsysteme. Die Sicherheitsausrüstung ist in einem guten Zustand.

Erfahrung Ägypten

März 2025: Die Tauchsafari in Ägypten mit Emperor Divers beginnt mit der Begehung der Seven Seas. Ein Holzboot, designed und gebaut von einem deutschen Betreiber mit ägyptischen „Werftarbeitern“ Anfang der 2000er Jahre. Das Boot wurde vor Kurzem vom neuen Betreiber übernommen und etwas renoviert. Wir fragen nach dem Kapitän und erfahren, dass es einen neuen Kapitän gibt, der noch unterwegs ist. Der alte sei im Ramadanurlaub. Nach ein paar Tagen erfahren wir, dass der alte Kapitän anscheinend das Sicherheitsprotokoll nicht unterzeichnen wollte und deshalb entlassen wurde – ein Gerücht oder Tatsache? Wir beginnen unsere Tour am Nachmittag Richtung Süden von Marsa Alam. Es gibt ein mündliches Briefing über das Schiff, die Fahrt, die Zielgebiete und die Abläufe beim Tauchen, Essen usw. Es wird darauf hingewiesen, dass es neue Rettungswesten gibt und die alten als Reserve auf dem Oberdeck aufbewahrt werden. Man weist darauf hin, dass manche Tauchziele evtl. nicht angefahren werden können, wenn das Wetter nicht mitspielt. Am nächsten Morgen soll es dann eine Übung zur Evakuierung im Falle eines Feuers geben. Wir schließen den Abend auf der Überfahrt mit einem Ablegerbier. Zum Hintergrund: In den vergangenen 21 Monaten gab es in Ägypten mindestens 5 Tauchbootunfälle – teilweise mit Todesopfern. Darüber wird nicht geredet. Nirgendwo auf der Welt sinken so viele Tauchyachten wie in Ägypten. Am 13.3.2025 kehren wir von der einwöchigen Tauchsafari zurück in den Port Ghalib. Das Schiff wird in der Marina festgemacht, wir gehen an Land und genießen den Abend. Am nächsten Morgen gegen 6:30 beginnen die Rauchmeder zu piepsen. Ich gehe von einer Fehlfunktion aus und schaue nach meinem Mobiltelefon und der Sicherheitsweste. Der Feuerevakuierungsdrill am ersten Tag dauerte 1 Minute und 40 Sekunden. Ein guter Wert. 5 Minuten später schreien Männer an Deck „Fire ! Fire!“ und wir stürmen aus dem Unterdeck nach oben, durch den Salon über die hintere Plattform an Land. Ein Aufgang im Vorderschiff ist durch einen grossen Putzeimer verstellt und nicht nutzbar. Das Schiff entwickelt starken Rauch aus dem Motorraum. Nach 10 Minuten kommen die ersten Flammen aus dem Unterschiff. Die Crew und sich in der Nähe befindlichen Hafenarbeiter helfen bei den Löschversuchen mit haushaltsüblichen Feuerlöschern und einem Gardena Gartenschlauch. Keine Feuerwehr oder Hafenfeuerwehr in Sicht. Sie trifft erst nach 60 Minuten ein. Das Schiff brennt vor unseren Augen mit unseren Reisedokumenten, Tauchausrüstung, Kleidung und anderen persönlichen Gegenständen ab. Nach 5 Stunden ist das Schiff aus Holz komplett abgebrannt. Glücklicherweise gibt es keine Toten oder Verletzten.

Das Erlebnis führt uns vor Augen: Wie schnell Sicherheit zum wichtigsten Faktor werden kann und bleiben sollte, um ein Liveaboard zu bewerten. Was bringt die beste Tauch- oder Schnorchelsafari, wenn Menschen verunglücken?

Deshalb haben wir eine Checkliste mit Kriterien aufgestellt, die bei der Schiffsbewertung und Auswahl eines Liveaboard-Schiffs unterstützen soll:

1.      Tauchausstattung & Organisation
Beiboote mit Schattenplätzen, Polstern, Trockenbereiche und Ersatzmotor, Ausrüstung- und Kamerastauräume, Sauberkeit, Stromversorgung, Anzahl Tauchflaschen und Hochdruck Kompressoren sowie Nitrox Generator, Verleihartikel (Masken, Anzügen, Schnorchel, Flossen usw.)

2.      Sicherheitsstandards
Rettungsinseln und Boote, Rettungswesten, Feuerlöschsysteme, Fluchtwege, Übungen zur Nutzung von der Sicherheitsausstattung und Evakuierung

3.      Komfort & Ausstattung
Bettengrösse, Klimaanlage, separates Bad, Grosser Gemeinschaftsbereich mit Bar und Bildschirmen zur Ansicht von Bilder, Videos und Filmen sowie Schulungspräsentationen, Sonndendeck mit Sonnenschutz, Whirlpool nach dem Aufenthalt im kalten Wasser, Küche (Qualität, Auswahl, Service, Ausstattung am Buffet)

4.      Reiserouten und Planung der Ziele
Gute Mischung an reiner Reisezeit bis zur Ankunft am Tauch- oder Schnorchelziel, Zeit auf dem Wasser

5.      Größe & Teilnehmerzahl
Angemessen für größere Gruppen mit bis zu 20 Gästen. Beiboote sollten für ca. 6-10 Personen konzipiert sein.

6.      Nachhaltigkeit & Umwelt
Einhaltung von Regeln zum respektvollen Umgang mit der marinen Umwelt sowie Engagement im Meeres- und Umweltschutz wie z.B. Whale Watching Verhaltensregeln, Verwendung von nachhaltig bezogenen Zutaten in der Küche, Umgang mit Plastik (Einweg vs. Mehrweg), Müllmanagement,

Standards & Überprüfungen

Es fehlt ein internationaler Standard für die Sicherheit von Tauch- und Schnorchelbooten. Wir benötigen einen TÜV für solche Tauchsafariboote. Einen ersten Schritt ist der Maritime Survey International (MSI) gegangen, der Schiffe in Sachen Wartung, Sicherheit sowie Qualität mit einem Sicherheits-Audit sauber dokumentiert und bewertet, um das Vertrauen der Taucher und Reiseveranstalter zu gewinnen. Ein 3-Sterne-rating bei MSI wird als gut bewertet- und das ist ein Qualitätssiegel nach dem heutigen Stand.


Wer Interesse am Traumtrip auf der beschriebenen Sea Huter hat zu den Buckelwalen hat, findet den Trip hier: https://www.mobywildlifetours.com/buckelwale-in-dominikanische-republik
Du verstehst, dass wir den Trip in Ägypten nicht verlinken!

MSI: https://marintimesurveyinternational.com/vesselsurvey

Jeff Pantukhoff: http://whaleman.org/

Tom Menthe

Tom Menthe ist Autor, Tauchexperte und Teil von Moby Wildlife Tours

Weiter
Weiter

Scouting-Trip Report: Tiger in Indien, November 2024